Telegram ist längst nicht so sicher, wie viele glauben. Der beliebte Messenger täuscht Millionen von Nutzern über seine tatsächlichen Sicherheitsfunktionen hinweg und weist erhebliche Schwachstellen auf, die jeden betreffen können. Während andere Apps wie Signal standardmäßig alle Nachrichten verschlüsseln, behandelt Telegram Sicherheit eher stiefmütterlich. Die weitverbreitete Annahme, es handle sich um einen der sichersten Messaging-Dienste der Welt, ist ein gefährlicher Mythos.
Warum Telegram nicht sicher ist
Der größte Schock für die meisten Nutzer: Telegrams Standard-Chats sind nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Jede Nachricht, die Sie verschicken, läuft über Telegrams Server und kann dort mitgelesen werden. Das Unternehmen nutzt diese Möglichkeit auch aktiv, um beispielsweise Spam zu bekämpfen oder Inhalte zu moderieren.
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt es nur bei „geheimen Chats“, die Sie für jeden Kontakt einzeln aktivieren müssen. Gruppenchats bleiben komplett ungeschützt. Telegram speichert zudem IP-Adressen, Gerätedetails und Metadaten bis zu zwölf Monate lang. Datenschutzexperten und sogar Strafverfolgungsbehörden kritisieren diese Sicherheitslücken scharf.
Zum Vergleich: Signal bietet Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für alle Nachrichten automatisch und speichert praktisch keine Nutzerdaten. Der Unterschied könnte größer nicht sein.
Zwei-Faktor-Authentifizierung einrichten
Trotz der grundlegenden Sicherheitsprobleme können Sie Ihr Telegram-Konto zumindest vor unbefugten Zugriffen schützen. Die Zwei-Faktor-Authentifizierung fügt eine wichtige Sicherheitsebene hinzu, die selbst bei kompromittierten SMS-Codes vor Fremdzugriff schützt.
Navigieren Sie zu Einstellungen > Privatsphäre und Sicherheit > Zwei-Schritte-Verifizierung und erstellen Sie ein starkes Passwort. Telegram fordert dieses bei jeder Anmeldung auf einem neuen Gerät zusätzlich zum SMS-Code an. Das Passwort sollte mindestens 12 Zeichen lang sein und Buchstaben, Zahlen sowie Sonderzeichen kombinieren.
Besonders wichtig ist die Wiederherstellungs-E-Mail-Adresse. Sie fungiert als Rettungsanker, falls Sie Ihr Passwort vergessen. Ohne hinterlegte E-Mail-Adresse müssten Sie eine ganze Woche warten, bevor Ihr Konto wieder zugänglich wird – eine Ewigkeit in der digitalen Welt.
Benutzername statt Telefonnummer
Hier punktet Telegram tatsächlich gegenüber WhatsApp: Sie können einen Benutzernamen erstellen und Ihre Telefonnummer komplett verbergen. Unter Einstellungen > Benutzername legen Sie einen eindeutigen Namen fest, über den andere Sie finden können.
Bei der Wahl Ihres Benutzernamens sollten Sie strategisch vorgehen:
- Vermeiden Sie persönliche Informationen wie Geburtsdaten oder echte Namen
- Nutzen Sie Kombinationen aus Buchstaben und Zahlen
- Mindestens 5 Zeichen sind erforderlich, optimal sind 8-15 Zeichen
- Der Name muss einzigartig sein und darf nicht bereits vergeben sein
Sie können den Benutzernamen jederzeit ändern oder entfernen, ohne dass bestehende Chats beeinträchtigt werden. Teilen Sie diesen Namen anstelle Ihrer Telefonnummer, wenn Sie neue Kontakte knüpfen möchten.
Aktive Sessions im Blick behalten
Telegram synchronisiert sich automatisch zwischen verschiedenen Geräten – praktisch, aber potentiell gefährlich. Unter Einstellungen > Privatsphäre und Sicherheit > Aktive Sessions sehen Sie alle Geräte und Browser, auf denen Sie angemeldet sind.
Diese Liste verdient mindestens monatliche Aufmerksamkeit. Jeder Eintrag zeigt wichtige Details wie Gerätetyp, Betriebssystem, IP-Standort, letzten Zugriff und die verwendete Telegram-Version. Entdecken Sie unbekannte Geräte oder verdächtige Standorte, beenden Sie diese Sessions sofort über die rote „Beenden“-Schaltfläche.
Für maximale Sicherheit können Sie auch alle anderen Sessions auf einmal beenden – besonders sinnvoll nach dem Urlaub oder wenn Sie öffentliche Computer genutzt haben.
Privatsphäre-Einstellungen optimieren
Telegram gibt Ihnen detaillierte Kontrolle darüber, wer Sie finden und kontaktieren kann. Die Einstellungen unter Privatsphäre und Sicherheit erlauben dreistufige Konfigurationen für verschiedene Bereiche.
Telefonnummer verstecken
Standardmäßig sehen alle Telegram-Nutzer Ihre Telefonnummer, sobald sie Ihren Chat öffnen. Ändern Sie diese Einstellung auf „Meine Kontakte“ oder „Niemand“. Bei der zweiten Option kommunizieren Sie ausschließlich über Ihren Benutzernamen – deutlich anonymer.
Die Einstellung „Wer kann mich über meine Nummer finden“ sollten Sie ebenfalls einschränken. So verhindern Sie, dass Fremde Sie über Ihre Telefonnummer in Telegram aufspüren.
Profilbild-Sichtbarkeit kontrollieren
Ihr Profilbild verrät oft mehr über Sie, als Ihnen bewusst ist. Die Einstellung „Meine Kontakte“ bietet meist die beste Balance zwischen Erkennbarkeit und Privatsphäre. Für höchste Anonymität wählen Sie „Niemand“ und nutzen stattdessen einen Avatar oder ein abstraktes Bild.
Die harte Wahrheit über Telegram
Alle Einstellungen der Welt können die fundamentalen Probleme nicht lösen: Telegram-Mitarbeiter können private Chats mitlesen, die Cloud-Speicherung macht Daten für Dritte einsehbar, und der Messenger hat sich zur Sammelstelle für radikale Gruppen entwickelt, da illegale Inhalte selten gelöscht werden.
Falls Sie Telegram trotzdem nutzen, aktivieren Sie für sensible Gespräche unbedingt die „geheimen Chats“ und seien Sie sich der Sicherheitslücken bewusst. Die beschriebenen Einstellungen reduzieren das Risiko, lösen aber nicht die grundlegenden Verschlüsselungsprobleme. Wer echte Sicherheit braucht, sollte über Alternativen nachdenken.
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